Der Holzspan
  2006
 
Schwarz-Pappel (Populus nigra)

Die Schwarz-Pappel (Populus nigra), auch Saarbaum genannt, ist eine Laubbaum-Art
aus der Gattung der Pappeln in der Familie der Weidengewächse (Salicaceae).

 Verbreitung

Die Schwarz-Pappel wächst als Flussbegleiter in den gemäßigten Klimabereichen
weiter Teile Europas mit Ausnahme von Skandinavien, Schottland, Irland und
Nordrussland. Sie ist in größeren Beständen an den großen europäischen Flüssen
Loire, Rhône, Po, Donau, Elbe, Rhein und Weichsel beheimatet. Die Art Populus
nigra ist inzwischen sehr selten geworden. Gemeinhin verwechselt man sie oft mit
der Hybriden Populus × canadensis.

Standortansprüche

Die Schwarz-Pappel stellt hohe Ansprüche an Licht und Wärme. Ihre Standorte müssen
darüber hinaus sehr gut nährstoff- und gut wasserversorgt sein. Sie besiedelt
bevorzugt Kies- und Sandböden, die gut durchlüftet sind. Bei entsprechenden
Bedingungen sind Zuwächse von einem Meter pro Jahr keine Seltenheit. Kurze
periodische Überschwemmungen stellen kein Problem für das Gedeihen dar. Sie
begünstigen sogar ihre Konkurrenzkraft gegenüber den Baumarten der Hartholzaue wie
zum Beispiel den Eichen, Ulmen oder Eschen. Bei lang andauernden Überflutungen ist
die Schwarz-Pappel allerdings gegenüber den Weidenarten (Salix spec.) der
Weichholzaue deutlich in ihrer Wuchskraft benachteiligt. Bereiche mit stehendem
Wasser werden nicht besiedelt. Dies ist der typische Lebensraum der Erlen.
Schwarz-Pappeln sind unempfindlich gegen Überschotterungen und Übersandungen, weil
sie am Stamm bis ins hohe Alter neue Wurzeln bilden können. Mechanische
Verletzungen durch größeres Treibgut oder auch durch Treibeis heilen schnell aus.

Merkmale

Ältere Exemplare der Schwarz-Pappeln sind von mächtigem, knorrigem Wuchs. In
Deutschland sind Exemplare mit einem Stammdurchmesser von über zwei Metern bekannt.
Die Bäume können unter günstigen Standortbedingungen bis zu 30 Meter hoch werden.
Der Stamm weist eine dunkelgraue bis schwarze Borke mit grober, x-förmiger Struktur
auf, die durch quer verlaufende Korkwülste sehr eigenartig ist. Auch die Bildung
von Wasserreisern und Maserknollen führt oft zu bizarren Stammformen. Die Kronen
sind unregelmäßig aufgebaut und ausladend. Ihre Feinreiser sind nach oben gerichtet
und erinnern an Reiserbesen.

Schwarz-Pappeln werden 100 bis 150 Jahre alt; in seltenen Fällen können sie ein
Alter von 300 Jahren erreichen. Junge Zweige bzw. Triebe haben einen runden
Querschnitt und keine Korkrippen.
Wie bei allen Pappeln unterscheiden sich die Blätter von Lang- und Kurztrieben
desselben Baumes erheblich voneinander. Blätter an Kurztrieben weisen eine
rhombische, an Langtrieben eine rhombisch-eiförmige Form auf. Das erste
Nebenaderpaar der Blattnerven verzweigt sich direkt am Übergang zwischen
Blattstiel und Blattspreite von der Hauptader (Wolterson-Effekt). Artbestimmungen
über Blattmerkmale können nur in Baumschulen an vegetativen Nachkommen der zu
untersuchenden Altbäume mit so genannten Normblättern durchgeführt werden.

Es sind zweihäusig getrenntgeschlechtige (diözisch) Pflanzen. Die Blüten
erscheinen, zu vielen in sogenannten Kätzchen stehend, noch vor dem Austrieb des
Blattes. Die männlichen Kätzchen sind bis zu zwölf Zentimeter lang und hängen
schlaff herab. Sie haben zwölf bis dreißig Staubblätter, deren Staubbeutel anfangs
purpurrot sind. Die weiblichen Kätzchen sind zur Reife gestreckt. Deutlich
erkennbar ist der Fruchtknoten mit zwei gelben Narben.

Systematik

Die Schwarz-Pappel wird innerhalb der Gattung Populus in die Sektion Aigeiros
gestellt. Diese Einordnung ist durch morphologische Merkmale wie durch Analysen
von DNA aus den Zellkernen abgesichert. Bei Analysen der Chloroplasten-DNA wird
die Art jedoch zur Sektion Populus gestellt. Eine mögliche und wahrscheinliche
Erklärung dafür ist, dass die Schwarz-Pappel durch eine Hybridisierung entstand,
wobei die Mutterart aus der Sektion Populus und die Vaterart aus der Sektion
Aigeiros kam. Da Aigeiros-Arten nur in Nordamerika vorkommen, die Schwarz-Pappel
jedoch in Europa, wird als spätester Zeitpunkt für die Entstehung die Trennung der
beiden Kontinente im Miozän angesehen.

Innerhalb der Art werden zwei, manchmal auch drei Unterarten unterschieden:

    * Die Echte Schwarz-Pappel (Populus nigra ssp. nigra), ist im mittleren und
    südlichen Europa beheimatet und stellt die Nominatform dar. Zum
    Verbreitungsgebiet gehört auch noch Südwestasien, wenn nicht als dritte
    Unterart Populus nigra ssp. afghanica unterschieden wird. Kennzeichnend sind
    die kahlen (unbehaarten) Sommerblätter. Die dicke, tiefrissige Borke mit den
    charakteristischen horizontalen Korkwülsten weisen dagegen alle Unterarten auf.

    * Die Birkenblättrige Schwarz-Pappel, Populus nigra ssp. betulifolia (Pursh)
    W. Wettst., ist im nordwestlichen Europa beheimatet. Die Laubblätter und junge
    Austriebe sind stärker (aber hinfällig) behaart.

Seit dem 17. Jahrhundert werden in Europa auch Kanadische Schwarz-Pappeln (Populus
deltoides) und vor allem Bastard-Schwarz-Pappeln (Populus × canadensis), die aus
Kreuzungen der amerikanischen mit der einheimischen Schwarz-Pappel hervorgegangen
sind, angepflanzt. Der Anbau dieser Hybride, von denen etwa 14 verschiedene Sorten
 eingesetzt werden, erfolgt bis in die heutige Zeit aus ökonomischen Gründen.
Die Massenleistung ist erheblich größer und die Qualität des Stammholzes ist durch
den geraden Wuchs günstiger als die der autochthonen Echten Schwarz-Pappel.
Hybrid-Pappeln haben in der Regel eine gleichmäßiger längsgefurchte Borke ohne
horizontale Korkwülste. Auch ihre jungen Triebe weisen – im Gegensatz zu Schwarz-
Pappeln – Korkrippen auf. Eine Unterscheidung nach dem äußeren Erscheinungsbild
ist manchmal aber nur schwierig möglich. Über moderne genetische Methoden können
Schwarz-Pappeln und deren Hybriden eindeutig identifiziert werden. Bastard-Schwarz-
Pappeln haben die autochthone Nominatform fast überall verdrängt.

Zuchtformen


    * 'Italica': Dies ist die bekannte Pyramidenpappel oder „Italienische
    Pappel“, die in Mitteleuropa häufig gepflanzt wird. Bei dieser stets
    männlichen Form verzweigt sich der Stamm im Unterschied zur Nominatform
    schon kurz oberhalb des Erdbodens und die Äste wachsen senkrecht aufwärts,
    so dass sie einen schmalen, manchmal säulenartigen Habitus aufweist. Der
    Ursprung dieser Sorte wird in Turkestan oder Persien vermutet.

    * 'Italica Femina': Diese stets weibliche Zuchtform wird oft auch
    Pyramidenpappel genannt, näheres siehe dort.

    * 'Plantierensis': Diese Form ist 1855 in Metz entstanden. Sie hat einen
    ähnlichen Habitus wie die Pyramidenpappel 'Italica', unterscheidet sich
    von dieser jedoch durch behaarte Blattstiele und Zweige, die im Laufe des
    Sommers verkahlen.

Lebensgemeinschaft Schwarz-Pappel

Auf der Schwarz-Pappel entwickeln sich acht heimische Nachtschwärmer, darunter
der Pappelschwärmer. Die Bäume werden auch häufig von gallenerzeugenden
Insekten bewohnt; die Spiralgallenlaus ist dabei die am häufigsten zu findende
Lausart. Ihr Befall bewirkt eine spiralige Drehung und Verdickung des
Blattstiels.

Bestandssituation

In Deutschland wird die ursprüngliche Wildform der Schwarz-Pappel in den Roten
Listen der Farn- und Blütenpflanzen bundesweit als „gefährdet“ eingestuft. Die
beiden wichtigsten Ursachen sind:

    * Vernichtung des natürlichen Lebensraums und damit auch Vernichtung des
    natürlichen Regenerationsraums.
    * Mögliche Introgression mit der Hybridpappel (Populus × canadensis), die
    großflächig in Plantagen angebaut wird.

In Deutschland wurde die Schwarz-Pappel zum Baum des Jahres 2006 gewählt.
Damit soll einerseits auf die Seltenheit der genetisch noch unverfälschten
Exemplare aufmerksam gemacht werden – es werden landesweit nur noch einige
Tausend solcher Bäume vermutet –, andererseits auch auf die Bedrohung der
Biotope in Flussauen.

Rund 500 Individuen konnten für das Jahr 2006 in Nordrhein-Westfalen gezählt
werden. Davon befanden sich allein 103 am Niederrhein im Kreis Wesel. Der
Niederrhein wird zum ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Schwarz-Pappel
gezählt. In Westfalen sind die Vorkommen der Echten Schwarz-Pappel
insbesondere im Hellweggebiet, dort vor allem in der Stadt Dortmund, im Kreis
Unna und im Kreis Soest anzutreffen.

Eindrucksvolle Exemplare findet man beispielsweise auch am Schkeuditzer Kreuz,
westlich der Autobahn bei Leipzig. Aber auch hier handelt es sich nur um
wenige Bäume. Ihr unbelaubter Habitus erinnert eher an eine Eiche als an eine
Pappel. Ein sehr altes Exemplar ist die Babisnauer Pappel bei Babisnau, in der
Nähe von Dresden. Weitere beeindruckende Schwarz-Pappeln im Alter von etwa 170
Jahren finden sich in einer Allee in Bliestorf, Schleswig-Holstein, südlich
von Lübeck.

Sonstiges

Bereits im 2. Jahrhundert empfahl der griechische Arzt Galen eine Salbe aus
den Knospen der Schwarz-Pappel gegen Entzündungen. Solche Salben finden auch
heute noch Verwendung als schmerzstillender Balsam.

Das glatte Holz der Schwarz-Pappel gilt als das wertvollste unter den
 heimischen Pappeln und ist bei Skulpturenschnitzern sehr beliebt. Gleichwohl
 ist Pappelholz derzeit am Markt das billigste Holz überhaupt.

 
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